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Comics: Spirou in Berlin

Lesezeit: 6 Minuten

„Spirou in Berlin“ – Ein Comic, das zu Zeiten des Kalten Kriegs spielt.

Ich muss lügen, wenn ich sagen müsste, wann ich zuletzt einen Comic zu Spirou und Fantastio gelesen habe. Unabhängig davon fand ich die beiden belgischen Helden und ihre Abenteuer schon immer lustig. Besonders als Kind hatten diese mich fasziniert. 2018 erschien „Spirou in Berlin“ bei Carlsen Comics. Die Besonderheit: Der Flix hat das Comic gezeichnet, also ein deutscher Comic-Zeichner. Als ich das hörte, konnte ich nicht anders, als mir das genannte Comic zu holen.

Spirou in Berlin

Aufmachung

In erster Linie könnte man denken, dass ein Comic in einem kleineren Format und dann als Softcover erscheint. Bei „Spirou in Berlin“ ist das jedoch nicht der Fall. Das Comic* ist als robustes Hardcover (Maße: 30,2 cm (L), 22,8 cm (B), 1,2 cm (H)) erschienen. Insgesamt umfasst es 64 Seiten, die natürlich alle in Farbe sind.

Cover

Der Betrachterin und dem Betrachter wird eine abenteuerliche Szene präsentiert, die für Spirou und Fantasio nicht unüblich ist. Ein Trabbi mit eingeschalteten Scheinwerfern fliegt förmlich über die Berliner Mauer. Auf dem Dach des Trabbis steht Spirou. In seiner linken Hand hält er eine Kiste, die aufgegangen ist und aus der Diamanten fallen. Fantasio sitzt indes im Trabbi, lehnt sich aus dem Fenster und hält mit aller Mühe das Eichhörnchen, Pips, fest. Das wiederum hält eine goldene Büste von Lenin in seiner linken Hand. Dünne, gelbe Streifen durchziehen das Bild, die Schüsse darstellen. Im Hintergrund erhebt sich unter anderem der Berliner Fernsehturm gen Himmel. Unten links an der Mauer ist ein Schild mit der Aufschrift „Grenzgebiet“ zu sehen. Im oberen Bereich des Covers steht mit „Spirou in Berlin“ der Titel des Comics. Graubläuliche Töne sind die dominierenden Farben des Covers.

Spirou in Berlin
„Spirou in Berlin“ © 2018 by Carlsen Verlag GmbH. Alle deutschen Rechte vorbehalten!

Autorinnen und Autoren

Mit Flix zeichnet sich hierzulande kein unbekannter Comic-Zeichner für den Text und die Zeichnungen verantwortlich. Auch Marvin Clifford ist nicht unbekannt. Zusammen mit Ralf Marczinczik war er für die Farben des Comics zuständig. Zudem haben an der deutschen Ausgabe noch Klaus Schikowski (Redaktion), Björn Liebchen (Herstellung) sowie Margit Dittes (Litho Innenteil) mitgewirkt.

Inhalt

„Spirou in Berlin“ ist keine Reihe, sondern ein alleinstehendes Comic und hierzulande bei Carlsen Comics erschienen. Eigentümer des Spirou-Universums ist SA Editions Dupuis, ein französisch-belgischer Verlag. Das Comic entführt die Leserinnen und Leser ins geteilte Deutschland der 1980er Jahre. Oder besser gesagt: Nach Ost-Berlin, der Hauptstadt der DDR (Deutsche Demokratische Republik).

Die Geschichte

Fantasio hat es nicht leicht. Er braucht dringend eine Story, um auf die Titelseite zu kommen. Da findet er heraus, dass es Spirou auf eine Titelseite geschafft hat. Fantasio kann es nicht fassen. Gemeinsam fahren sie zu ihrem Freund und Bekannten, Pankratius Ladislaus Adalbert von Rummelsdorf (kurz: Graf von Rummelsdorf). In dessen großem Anwesen herrscht richtig Remmidemmi, denn der Graf von Rummelsdorf möchte seine beiden Laborräume zusammenlegen.

Graf von Rummelsdorf bekommt wenig später einen Brief. Eine Einladung zum internationalen Mykologenkongress, der bereits zwei Tage später im Palasthotel in Ost-Berlin stattfindet. Fantasio ist hocherfreut, denn er wittert seine Titelstory und möchte Graf von Rummelsdorf begleiten. Dieser zeigt jedoch kein Interesse an dem Kongress und zerreißt die Einladung wenig später.

Spirou in Berlin
„Spirou in Berlin“ © 2018 by Carlsen Verlag GmbH. Alle deutschen Rechte vorbehalten!

Fantasio ist fassungslos und möchte Graf von Rummelsdorf doch noch überzeugen, die Einladung zum internationalen Mykologenkongress anzunehmen. In den Abendstunden begibt er sich deshalb zu dessen Anwesen. Doch vom Grafen fehlt jede Spur! Nachdem er und Spirou sich im Anwesen umschauen, finden sie einen Knopf auf dem Hammer und Zirkel abgebildet sind, dem Wappen der DDR. Während Spirou misstrauisch ist, kann sich Fantasio mit dem Gedanken anfreunden, dass ihr Freund doch noch der Einladung nachgekommen ist. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in die Hauptstadt der DDR. Auf eine eher kreative Art und Weise. Mit ein bisschen Witz, einer Verkleidung und gefälschten Pässen passieren Spirou und Fantasio die zu dieser Zeit am besten bewachte Grenze Europas und finden sich mitten in Ost-Berlin wieder.

Im Palasthotel zeigt sich ein Mitarbeiter hocherfreut über die internationale Presse. Die beiden bekommen wenig später ihre Zimmer zugeteilt und erfahren, dass Graf von Rummelsdorf gerade Vorbereitungen für den anstehenden Mykologenkongress trifft. Während Fantasio sichtlich begeistert ist, kommt bei Spirou Misstrauen auf. Und er sollte recht haben! Als Spirou auf dem Weg zur Lobby ist, entdeckt er Graf von Rummelsdorf, der von zwei Leuten zu einem Fahrstuhl gebracht wird. Offensichtlich unfreiwillig. Spirou ergreift sofort die Initiative und versucht, dem Grafen hinterherzueilen.

In der Hotellobby erfährt Fantasio von dem gleichen Mitarbeiter des Hotels, der ihn und Spirou zu ihren Zimmern gebracht hatte, dass dieser kurzfristig ein Treffen zwischen Spirou und Graf von Rummelsdorf arrangieren konnte. Fantasio begibt sich indes an die frische Luft und lässt das Treiben auf den Straßen Ost-Berlins auf sich wirken. Alles scheint in Ordnung zu sein. Doch dann trifft er auf eine Frau. Nach einer kurzen Konversation überreicht sie Fantasio eine Zeitung mit „exklusiv heißen Fotos“. Spätestens jetzt beginnt allmählich, die Fassade zu bröckeln, und die Geschichte nimmt richtig an Fahrt auf… .

Spirou in Berlin
„Spirou in Berlin“ © 2018 by Carlsen Verlag GmbH. Alle deutschen Rechte vorbehalten!

Mein Fazit

Nach vielen Jahren habe ich mit „Spirou in Berlin“ wieder einen Comic gelesen, der im Spirou-Universum spielt. Die Tatsache, das Flix sich für dieses Comic verantwortlich zeichnet und Marvin Clifford mitgewirkt hat, waren dafür mit ausschlaggebend. Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein deutscher Comic-Zeichner für das französisch-belgische und sehr beliebte Spirou-Universum zeichnen darf.

Flix hat es jedenfalls geschafft, mit seinen Zeichnungen das Flair des geteilten Berlins der 1980er Jahre einzufangen und die Leserinnen und Leser auf das Abenteuer von Spirou und Fantasio mitzunehmen. Was mir dabei besonders gut gefallen hat, war die auf eine Seite umfassende Kurzerklärung der DDR. Hin und wieder macht Flix irgendwelche Anspielungen. So zum Beispiel, als Spirou auf der Couch in seinem Hotelzimmer sitzt, einen Apfel isst und dann feststellen muss, dass es sich um Wachsobst handelt. Wachsobst? Warum Wachsobst? Eine Anspielung auf die desolate wirtschaftliche Lage der DDR?. Ich habe das jedenfalls so interpretiert. Aber eine Zeichnung hat es mir besonders angetan: Sie zeigt die Berliner Mauer hinter der sich das Brandenburger Tor erstreckt. Während die Westseite grün ist und die Sonne scheint, ist die Ostseite trist und es regnet.

Der Zeichenstil entspricht dem, der für Comics des Spirou-Universums üblich ist. Die Zeichnungen selbst sind farbenfroh und spiegeln die jeweilige Szene sehr schön wider. Aber nicht nur die Zeichnungen wissen zu gefallen. Die Schrift ist gut leserlich und die gewählte Schriftgröße gestaltet das Lesen des Comics sehr angenehm.

64 Seiten, die alle in Farbe sind, umfasst „Spirou in Berlin“. Hinzu kommt, dass das Comic ein robustes Hardcover (gebundene Ausgabe) ist. Der Preis von 16,00 Euro in Deutschland und 16,50 Euro in Österreich geht damit vollkommen in Ordnung.

Ein spannendes Abenteuer mit altbekannten Personen

Das Lesen von „Spirou in Berlin“ war von der ersten bis zur letzten Seite ein wahres Abenteuer. Es wurde zu keiner Zeit langweilig. Ganz im Gegenteil! Flix schafft es mit seinen Zeichnungen, eine spannende Geschichte zu erzählen sowie ein Bild von einem Staat zu präsentieren, der sich als „demokratisch“ bezeichnete, aber in Wirklichkeit eine Diktatur war, die Bürgerinnen und Bürger bespitzelte und unterdrückte. Wer einen spannenden Comic sucht, sollte sich „Spirou in Berlin“ einmal anschauen. Für mich ist „Spirou in Berlin“ bereits jetzt schon ein Klassiker!

Weitere Informationen:

Titel: Spirou in Berlin, Art: Comic, Genre: Humor und Abenteuer, Verlag: Carlsen Comics, Erhältlich: hier
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„Spirou in Berlin“ © 2018 by Carlsen Verlag GmbH. Alle deutschen Rechte vorbehalten! Spirou-Universum © by SA Editions Dupuis. Alle Rechte vorbehalten!

PS: Weitere Artikel zu Comics/Graphic Novels findet ihr hier.

06.07.2019 12:24 Uhr: Kleinere Fehler im Text behoben.
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