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[:Cthulhu:] Königsdämmerung – Ein Jahr danach

Lesezeit: 12 Minuten

Königsdämmerung – Spielbericht


Seit nun schon vielen Monaten sind wir dabei, die „Königsdämmerung“ zu spielen. Eine Kampagne für „Call of Cthulhu“, die 2016 bei Pegasus Spiele erschien. In dieser Zeit haben unsere Investigatorinnen und Investigatoren eine Menge erlebt. Auch wenn es zwischenzeitlich danach aussah, der Wahnsinn würde von ihnen Besitz ergreifen, erfreuen sich alle bester Gesundheit.

Anmerkung zum Spielbericht:

Der hier geschriebene Bericht ist reine Fiktion! Die komplette Handlung ist frei erfunden. Es handelt sich hierbei um einen Spielbericht zu einem Abenteuer aus unserer Call of Cthulhu-Spielrunde. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Achtung Spoilergefahr!

Der folgende Spielbericht ist aus der Sicht meines Investigators, Karl-Erich Drygolan, geschrieben. Deshalb kann es gut sein, dass der Spielbericht nicht alle Ereignisse widerspiegelt. Das ist aber durchaus so gewollt! Schließlich kann mein Investigator nur über die Ereignisse aus dem Abenteuer berichten, die er entweder selbst erlebt hat oder die ihm von anderen Personen zugetragen worden sind. Dennoch besteht beim Lesen des Spielberichts akute Spoilergefahr.

 

Ich hatte früher schon einmal damit begonnen, Spielberichte der aktuellen Kampagne „Königsdämmerung“ zu schreiben. Allerdings musste ich diese aus zeitlichen Gründen einstellen. Jetzt ist die Zeit reif für einen Neuanfang und der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können. Ungefähr ein Drittel der Kampagne „Königsdämmerung“ haben wir geschafft. Die Investigatorinnen und Investigatoren gönnten sich eine kleine Auszeit, um sich von den vergangenen Strapazen zu erholen. Und genau danach setzt dieser Spielbericht an.

Ihr habt Fragen? Dann immer her damit! Schreibt am besten einen Kommentar oder eine E-Mail. Ich versuche stets, zeitnah zu antworten.

Euer SteamTinkerer

Die Zeit nimmt ihren Lauf

In den letzten Monaten war eine Menge passiert, was deutliche Spuren in meinem Verstand hinterlassen hatte. Seit unserer Rückkehr aus Schottland war ich regelmäßig in einem Sanatorium zu Besuch und ließ mich behandeln. Die Behandlungen taten mir sowie meinem Verstand gut. Allmählich ging es mir besser. Ich erlebte sogar ein richtiges Hoch meiner malerischen Kreativität und malte ein Kunstwerk nach dem anderen. Diese wiederum erfreuten sich einer großen Beliebtheit von Kunstliebhaberinnen und Kunstliebhabern. Dadurch kam etwas Geld in die Kasse. Geld, das ich gut gebrauchen konnte.

Bis März 1929 hielt dieses Hoch an. Dann erfasste mich eine Leere und mir gingen die Ideen aus. Ich hatte mit meinen Kunstwerken genug Geld verdient, um mir eine größere Auszeit ohne Weiteres gönnen zu können. Meine Leere zog sich mehrere Monate hin und entwickelte sich in eine Kreativitätskrise. Deren Höhepunkt ich in der Nacht vom 12. Oktober auf den 13. Oktober 1929 erlebte. In genau dieser Nacht wurde ich von einem Traum heimgesucht, den ich in dieser Form das letzte Mal vor vielen Monaten hatte.

Auszug des Traums von Karl-Erich Drygolan, 13. Oktober 1929:

„Ich fand mich auf einer Bühne wieder und spielte Geige. Da war … das Gelbe Zeichen,  das mich zu beobachten schien. Doch was ist das? Ich spiele ganz allein! Die anderen Musikerinnen und Musiker hatten sich in schmächtige Gestalten verwandelt, die auffällig dünne Finger sowie Schwingen am Rücken besaßen. Und dann … saß ich urplötzlich vor einem tiefen, schwarzen Loch. Den Boden konnte ich mit dem bloßen Auge nicht erkennen. Die Gestalten, sie alle flogen in dieses Loch und verschwanden in der Tiefe.“

 

Schweißgebadet wachte ich auf. Es war mitten in der Nacht und eine beängstigende Ruhe herrschte. Nach einer kurzen Phase der Orientierung begab ich mich in mein Atelier. Dort schnappte ich mir eine Flasche Wein, setzte mich vor eine Leinwand, auf der eigentlich mein neuestes Werk zu sehen sein sollte. Doch stattdessen war sie leer. Diese Kreativitätskrise, sie hatte mich noch immer fest in ihren Griff. Der Wein verfehlte seine Wirkung nicht und so langsam kam ich wieder zur Besinnung.

Besuch eines alten Freundes

Gegen fünf Uhr morgens klopfte es urplötzlich an der Tür meines Ateliers. Ich war irritiert und neugierig zugleich. „Wer könnte das um diese Uhrzeit sein?“, stellte ich mir selbst die Frage. Langsam ging ich zur Tür, öffnet diese vorsichtig und ein Hund rannte freudig in mein Atelier. „Charlie!“, sagte ich freudig und vor der Tür stand Benedict Paul. Das war wahrlich eine große Überraschung. Seit nun mehr gut sechs Monaten hatte ich ihn sowie Viscount Harris Spencer und Aurora Rossi nicht mehr gesehen, geschweige denn von ihnen gehört. Umso erfreuter war ich, dass der Diakon vor meinem Atelier stand.

Bei einem Glas Wein unterhielten wir uns. Er erzählte mir von einem Traum, den er hatte, und ich ihm von meinem. „Morgen habe ich übrigens Geburtstag“, sagte Benedict Paul. Erinnerungen an seinem letzten Geburtstag kamen bei mir auf einmal zum Vorschein. Und dann traf es mich wie ein Blitz! „Morgen, vor genau einem Jahr, fing alles an.“, antwortete ich. Der Diakon stimmte mir zu. Unsere Unterhaltung dauerte noch gut zwei Stunden. Dann überfiel mich ein Gefühl von Hunger. „Was hältst du davon, wenn wir eine Kleinigkeit essen gehen? Ich kenne hier eine Arbeitergaststätte, die um diese Uhrzeit schon geöffnet hat.“, fragte ich den Diakon.

Ein Entschluss mit Folgen

In der Arbeitergaststätte herrschte, wie an jedem Morgen, reger Betrieb. Das Ganze glich eher einer Massenabfertigung. Aber ich mochte das, unter all den Arbeiterinnen und Arbeitern zu sein. Das Essen war Durchschnitt, doch es machte satt. Viel mehr freute ich mich auf den Kaffee, der hier erstaunlich gut war. Hier führten Benedict Paul und ich unsere Unterhaltung fort und ließen die vergangenen Monate Revue passieren. „Meinst du, der allmächtige Herr stellt uns auf die Probe?“, fragte ich den Diakon auf Bezug unserer Träume. „Vielleicht“, antwortete Benedict Paul und wirkte dabei nachdenklich. Plötzlich wechselten wir das Thema und kamen auf Viscount Harris Spencer und Aurora Rossi zu sprechen. „Mein lieber Freund, ich glaube, die Zeit ist reif für ein Wiedersehen. Das Ganze, also unser Zusammentreffen, kann kein Zufall sein.“, sagte ich. „In Ordnung, besuchen wir den Viscount“, antwortete daraufhin der Diakon.

Wieder vereint. Bereit, das Abenteuer fortzuführen

Gegen 8 Uhr kamen wir mit dem Taxi zum Anwesen von Viscount Harris Spencer an. Ich blieb einen kurzen Moment stehen und atmete tief durch. Gefühlt war ich eine halbe Ewigkeit nicht mehr hier gewesen. Wir klopften an die Tür und James, der Butler vom Viscount, öffnete uns. „Herr Paul und Herr Drygolan, das ist aber eine Überraschung.“, sagte er zu uns und lächelte dabei freundlich. „Der Viscount schläft noch, aber kommen sie herein. Frau Rossi ist auch schon da.“, schob er einen Augenblick später hinterher. Benedict Paul und ich schauten uns etwas verwundert an, betraten dann das Anwesen. James brachte uns in den Speisesaal. „Wünschen die Herrschaften Frühstück?“, fragte James. Wir bejahten seine Frage.

Die Freude war groß, als ich Aurora Rossi sah. Wir begrüßten und unterhielten uns, während James das Frühstück servierte. Gut 30 Minuten später betrat Viscount Harris Spencer den Speisesaal. Die Gruppe war wieder vereint! Es dauerte nicht lange und wir hatten unser Thema des Tages gefunden: Die Ereignisse in Schottland. Aurora Rossi erzählte beinahe ausnahmslos davon, dass sie wieder gern nach Schottland reisen und sich dort das Dorf anschauen würde. Mit „Dorf“ meinte sie jenen Ort, der vom Militär gesperrt worden war und den wir nicht betreten durften. Der Viscount nahm unser Gespräch zum Anlass, den Speisesaal zu verlassen und wenig später mit einem Ordner voll mit Unterlagen zurückzukommen.

Viscount Harris Spencer hatte alle in der Zeit angesammelten Unterlagen fein säuberlich in einem Ordner abgelegt. Wir gingen die einzelnen Unterlagen durch. „Was wohl aus dem Dorf geworden ist und wie es dort jetzt ausschauen mag?“, fragte Aurora Rossi in die Runde. Als ich in die Gesichter der anderen schaute, war mir klar, dass auch sie gern eine Antwort auf diese Frage hätten. Bereits einen Moment später waren wir uns alle einig: Wir wollten nach Schottland reisen und dort das besagte Dorf, welches Cannich hieß, aufsuchen.

Ein Abstecher in die Bibliothek

Unser Treffen dauerte noch eine ganze Weile. Irgendwann machten sich Benedict Paul, Aurora Rossi und ich uns auf zur Bibliothek. Wir wollten vorab herausfinden, was genau in Cannich geschehen ist und wie es um diesen Ort heute steht. Leider war ich noch nie gut im Suchen von entsprechenden Artikeln gewesen. Deshalb war ich keine sonderlich große Hilfe in der Bibliothek.

Benedict Paul hatte mehr Glück. Er fand einen Artikel aus dem Inverness Courier. Diesem war zu entnehmen, dass die Straße gesperrt war und Poller errichtet worden waren. Folglich war Cannich nur noch zu Fuß erreichbar. „Benedict, schaut mal hier.“, hörte ich Aurora Rossi sagen. Der Diakon ging sofort zu ihr und ich natürlich auch. Aurora Rossi hatte einen Artikel über eine Fallstudie von Mr. Highsmith gefunden. In dieser ging es eindeutig um Alexander Roby. Der besagte Artikel war vom Januar 1929. So verbrachten wir einen Großteil des Tages in der Bibliothek.

Am Abend fanden wir uns wieder bei Viscount Harris Spencer ein und besprachen das weitere Vorgehen. Wir wollten so schnell wie möglich die Reise nach Schottland antreten. Aufgrund des morgigen Geburtstags von Benedict Paul entschlossen wir uns, erst für den 16. Oktober 1929 die Tickets für unsere bevorstehende Reise zu besorgen. Damit endete auch der Tag.

Benedict Pauls Geburtstag

In der Nacht vom 13. Oktober auf den 14. Oktober 1929 wurde ich erneut von dem Traum heimgesucht. Schweißgebadet wachte ich wieder auf. Doch dieses Mal konnte ich gleich wieder einschlafen und blieb von weiteren Träumen dieser Art verschont. Am Nachmittag ging ich zum Gemeindehaus, wo Benedict Paul seinen Geburtstag feierte. Ungefähr 40 Gäste, Viscount Harris Spencer, Aurora Rossi und mich mit eingeschlossen, waren anwesend. Ich machte einige interessante Bekanntschaften und lernte unter anderem Leland Paul, der Bruder von Benedict Paul, kennen. Ich brachte meine Visitenkarten unter die Gäste. „Heute, vor genau einem Jahr, hat alles begonnen.“, ging es mir während der gesamten Feier durch den Kopf.

Der letzte Tag vor der Abreise

Und wieder waren sie da, die Träume. Sie plagten mich und brachten mich um den Schlaf. Deshalb ging ich mitten in der Nacht in mein Atelier und vertrieb mir dort die Zeit. Was sollte ich auch sonst machen? Gerade als ich dabei war, etwas Ordnung zu schaffen, klopfte es an der Tür. Es war 5 Uhr morgens. „Wer mag das um diese Uhrzeit wohl sein?“, fragte ich mich und ging zur Tür. Als ich diese öffnete kam, Charlie wieder hereingelaufen und vor mir stand Benedict Paul. Er sah sichtlich mitgenommen aus, was nicht nur an der zurückliegenden Geburtstagsfeier lag. Die Träume, sie plagten auch den Diakon. Ich nutzte die Gelegenheit und öffnete eine Flasche Wein und wir gönnten uns erst einmal ein Gläschen.

Mein lieber Benedict, ich werde das Gefühl nicht los, dass uns der allmächtige Vater mit diesen Träumen prüfen möchte. Das kann doch alles kein Zufall sein, oder?“, sagte ich zum Diakon. „Harris ist doch im Okkultismus belesen, richtig?“, antworte Benedict Paul. Ich wusste sofort, worauf er hinaus wollte. Also machten wir uns gegen 8 Uhr mit dem Taxi auf zum Anwesen des Viscounts. Zu unserer großen Überraschung war Aurora Rossi auch schon da. Ich empfand das ein wenig seltsam und hatte gar den Eindruck, dass sie beim Viscount wohnen würde. Den Gedanken verwarf ich dann aber wieder ziemlich schnell.

Zu aller erst servierte uns James ein leckeres Frühstück. Anschließend erzählte ich dem Viscount Harris Spencer von meinen Träumen, die mir den Schlaf raubten. Der Viscount lauschte aufmerksam meinen Worten. „Karl-Erich, diese Träume scheinen eine Form der Angst zu sein. Die Angst, zu versagen.“, antwortete der Viscount Harris Spencer. „Versagensängste? Bist du dir sicher?“, fragte ich umgehend. „Ganz sicher.“, gab der Viscount schließlich zurück. Den Rest des Tages verbrachten wir damit, die Tickets für die Zugfahrt nach Inverness zu besorgen sowie dem Packen der Taschen.

Unsere Reise nach Schottland

Am 16. Oktober 1929 fuhren wir mit dem Zug von London nach Schottland. Unser Ziel dort war Inverness. In dieser Stadt waren wir auch das letzte Mal. Die Zugfahrt dauerte mehrere Stunden und verlief ohne besondere Vorkommnisse. Mitten in der Nacht kamen wir in Inverness an und fanden in einem Hotel unweit des Bahnhofs Unterkünfte für die nächsten Tage. Das Hotel war sehr angenehm und bis zum Strand war auch nicht weit. Doch um diese Uhrzeit war mir nicht mehr nach einem Rundgang durch die Stadt und dem Aufsuchen des Strands zumute. Stattdessen legte mich lieber zur Ruhe.

Cannich und Loch Mullardoch

Am nächsten Tag, den 17. Oktober 2018, begannen wir mit unseren Nachforschungen. Mit dem Automobil ging es zunächst von Inverness nach Drumnadrochit. Wo wir zunächst einen kurzen Zwischenstopp einlegten. Dann ging unsere Fahrt weiter in Richtung Cannich. Nach knapp zwei Stunden Fahrt gab es kein Vorankommen mehr. Die Straße war gesperrt. Poller, die tief in die Erde eingelassen worden waren, dienten als Straßensperre. Der Weg nach Cannich war jedoch nicht mehr all zu weit. Also stellten wir das Auto ab und gingen zu Fuß weiter.

Dabei überquerten wir eine alte Steinbrücke, die über den Glass River führte. Wenige Minuten später kamen wir in Cannich beziehungsweise an dem Ort an, der einst Cannich war. Ungefähr ein Dutzend Häuser standen hier. Die Fenster waren eingeschlagen und als wir durch den Ort gingen, stellten wir fest, dass die Häuser weitestgehend ausgeräumt waren. Es wurde ganze Arbeit geleistet, damit Plünderer kein leichtes Spiel hatten. Dennoch, ihre Spuren waren in Cannich nicht zu übersehen. An der Dorfkreuzung stand eine kleine Kirche. Ursprünglich Anglikanisch, war sie nun entsegnet. Wie Benedict Paul es ausdrückte. Auch sie war vollständig leer geräumt.

Unweit der Kirche fanden wir den örtlichen Friedhof. Dieser schien erst kürzlich erweitert worden und einige Gräber noch gar nicht so alt zu sein. Wir schauten uns die Gräber an, dann gingen wir zurück. Außer uns war keine Menschenseele hier. Doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass wir beobachtet wurden. Irgendwie beängstigend, aber ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Nachdem wir alles abgesucht hatten, gingen wir in Richtung Loch Mullardoch.

Die Ruine am Loch Mullardoch

Der Weg führte uns durch einen Wald. Das Vorankommen war zwischenzeitlich gar nicht so leicht, da der Wald immer dichter wurde. Besonders auffällig waren die Bäume. Diese waren klein, gedrungen und wirkten verkrüppelt und verdreht. Nach gut zwei Stunden Fußweg sah ich in der Ferne die Ruine eines einst prächtigen Anwesens. Das Dach war eingestürzt. Wäre das Anwesen noch unversehrt, wäre das ein wahrlich toller Ort. Direkt dahinter erstreckte sich der Loch Mullardoch. Ein wahrlich unvergesslicher Anblick!

Es bliebt allerdings keine Zeit zum Romantisieren. Wir begaben uns schnurstracks zur Ruine und kamen. Als wir direkt davor standen, war zu ersehen, dass das Dach schon länger eingestürzt zu sein schien. Unweit der Ruine befanden sich die Überreste eines Automobils. Welche Marke war jedoch nicht mehr zu erkennen. Wir schauten uns in der Gegend um, konnten aber nichts Ungewöhnliches erkennen. Gepackt von Neugier, beschloss ich, ins Innere der Ruine zu gehen. „Sei vorsichtig, Karl-Erich!“, hörte ich Viscount Harris Spencer noch sagen, als ich um die Ecke abbog.

Trotz aller Vorsicht war ich nicht vorsichtig genug. Ich stieß an einen Holzbalken und dieser fiel mir kurz darauf in den Rücken. „Ah! Verdammt!“, schrie ich. Dann hörte ich den Viscount sagen: „Klar-Erich! Ist alles in Ordnung?“. Mit einem Schrecken erfüllt und geplagt von Schmerzen, ging ich wieder zurück. Etwas Interessantes hatte ich nicht gefunden. Zwar betrat Aurora Rossi nach mir die Ruine, hatte nicht mehr Erfolg als ich gehabt.

„Ich habe das Gefühl, dass wir uns hier in einer Sackgasse befinden.“, meinte Benedict Paul zu uns und der Diakon hatte recht. Also brachen wir die Untersuchungen ab und begaben uns zurück zu unserem Automobil. Ohne irgendwelche Zwischenfälle kamen wir an unser Ziel an. Bevor wir zurück nach Inverness fuhren, machten wir einen Abstecher nach Tomich, einem Nachbarort von Cannich.

In Tomich

Ganze acht Häuser zählte dieser kleine, verschlafene Ort. Als wir unser Automobil abstellten und uns ein wenig in Tomich umschauten, hatten wir schnell die Aufmerksamkeit der Einwohnerinnen und Einwohner auf uns gezogen. Sie waren gerade dabei, Vorbereitungen zu treffen. Vorbereitungen für den bevorstehenden Winter. Benedict Paul übernahm die Unterhaltungen mit den Einwohnerinnen und Einwohnern. Die meisten Gespräche waren nicht wirklich aufschlussreich. Entweder konnten oder wollte man ihm nichts Genaueres erzählen. Von einem Einwohner gab es dann doch noch eine sehr interessante Information: An dem Tag des Unglücks in Cannich, herrschte ein heftiger Schneesturm. Begleitet von Blitz und Donner.

Zwischenhalt in Drumnadrochit

Wir wollten die Einwohnerinnen und Einwohner von Tomich nicht von ihren Arbeiten abhalten. Wenig später begaben wir uns zurück zu unserem Automobil und fuhren zurück nach Inverness. In Drumnadrochit angekommen, entdeckten wir ein Schild auf dem „Carrenmonie“ stand. Aus reiner Neugier bogen wir mit dem Automobil ab und folgten der Straße. Ein paar Minuten später wussten wir, was dieses „Carrenmonie“ genau war: Ein Kreis aus elf Steinen. Wir nahmen uns die Zeit und schauten uns diesen Ort genauer an. Ursprünglich mussten es zwölf Steine gewesen sein, da waren wir uns sicher. Doch von dem zwölften und letzten Stein fehlte jede Spur. Für heute hatten wir genug gesehen und setzten unsere Fahrt nach Inverness fort.

Zeit für die Rückreise

Am frühen Morgen des 20. Oktober 1929 traten wir unsere Rückreise an. Mit dem Zug ging es nach London. Die letzten Tage in Schottland hatten wir genutzt, um weitere Informationen über den Loch Mullardoch und Cannich herauszufinden. Es waren nicht viele. Interessant waren nur, dass das Gebiet zu Drumnadrochit gehörte und für einen Laird-Titel einfach zu klein war. Cannich wiederum gehörte einst dem Clan Chrisholm, dessen Clansleute Jakobiter waren. In der Nacht kamen wir in London an und unsere Wege trennten sich erst einmal.

Den nächsten Tag befand ich mich ausschließlich in meinem Atelier. Es war schön, einmal dem ganzen Trubel fern zu bleiben. Meine Kreativitätskrise war jedoch geblieben. Stundenlang saß ich vor der leeren Leinwand und war nicht in Lage, auch nur irgendwas zu malen. Ich war am Verzweifeln. Gott sei Dank hatte ich noch genug Werke, die ich an Kunstliebhaberinnen und Kunstliebhabern verkaufen konnte. So war mein Einkommen der nächsten Monate gesichert. Ich hoffte und betete, dass die Kreativitätskrise bald vorbei sein würde.

Die nächsten Wochen verbrachte ich damit, mich mit anderen Künstlerinnen und Künstlern zu treffen. Aber auch Feiereien standen auf der Tagesordnung. Ich ließ es mir gut gehen, blieb bis in den frühen Morgenstunden auf und schlief bis zur Mittagszeit. Aber da waren auch diese Träume. Leider plagten diese mich immer noch und waren nicht verschwunden. Die Träume nagten an mir und hinterließen ihre Spuren. Mein Weinkonsum stieg immens an und so manche Nacht war von einer Feuchtfröhlichkeit geprägt. Mein Leben geriet wieder in geordnete Bahnen, als ich eine Einladung von Viscount Harris Spencer für den 13. Dezember 1929 erhielt.

Selbstverständlich folgte ich der Einladung am besagten Tag. Jedoch bevorzugte ich einen Spaziergang und nahm nicht das Taxi zum Anwesen des Viscounts. Als ich dort ankam, waren Benedict Paul und Aurora Rossi bereits anwesend. Ich war also der Letzte im Bunde. Wir hatten uns eine längere Zeit nicht mehr gesehen und daher eine Menge zu erzählen. „Ich war in der Zwischenzeit bei Graham Roby gewesen.“, erzählte Benedict Paul. „Er ist nicht erfreut darüber, dass sein Bruder, Alexander Roby, aus der Nervenheilanstalt entlassen wurde.“, fuhr der Diakon schließlich fort. „Allerdings hat er seinen Bruder seitdem auch nicht mehr gesehen“.

Gerade, als Benedict Paul weitererzählen wollte, unterbrach der Viscount Harris Spencer das Gespräch. „Das ist ja interessant.“, warf er mit einem bestimmenden Ton ein. Prompt hatte der Viscount unsere Aufmerksamkeit. Er hatte die aktuelle Tageszeitung vor sich liegen, drehte diese zu uns um und zeigte auf einen bestimmten Artikel. „Küster von Christ Church in der Kirche angegriffen.“ lautete die Überschrift, und als ich den Artikel las, traute ich meinen Augen nicht. Ein bekannter Name kam darin vor: Mr. Wilfred Gresty. Er wurde festgenommen und über das Urteil wird noch entschieden.

Ende

Damit endete die Spielsitzung. Wenn nichts dazwischen kommt, geht es am 29. Juli 2018 weiter. Mal schauen, was dann auf unsere Investigatorinnen und Investigatoren zukommen wird.

Weitere Informationen:

Titel: Königsdämmerung, Art: Kampagne, Spielsystem: Call of Cthulhu, Autorinnen und Autoren: Tim Wiseman, Verlag: Pegasus Spiele (Deutsch), Chaosium, Inc. (Englisch), Erhältlich: Königsdämmerung (PDF)


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„Call of Cthulhu“ ist eine eingetragene Marke von Chaosium, Inc. Die deutsche Ausgabe von „Cthulhu“ ist eine eingetragene Marke von Pegasus Spiele. Alle Rechte vorbehalten!

 

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