Die „wilden“ Jungs von Prometheus Games
Hallo zusammen,
im November 2016 hat das Kabinett des Wahnsinns sein 1-jähriges Jubiläum gefeiert. Das ist wirklich ein sehr cooles Gefühl, aber noch lange kein Grund sich auszuruhen. Ganz im Gegenteil, es geht Schlag auf Schlag weiter. Dieses Mal mit einem Gespräch mit Christian Loewenthal und Marcel Hill, den „wilden“ Jungs von Prometheus Games.
Christian und Marcel sind wirklich zwei sehr sympathische Typen, mit denen ich mich immer wieder gerne unterhalte, sei es auf Conventions, Messen oder in den sozialen Netzwerken. Umso mehr hat es mich gefreut, dass die beiden meine Anfrage umgehend zugestimmt haben.
15 Fragen mussten sich Christian und Marcel stellen. Sie haben Durchhaltevermögen bewiesen und jede Frage natürlich beantwortet. Und eines kann ich Euch an dieser Stelle schon sagen: Die beiden hatten nicht nur eine ganze Menge, sondern auch sehr viel Interessantes zu erzählen.
Ich wünsche Euch ganz viel Spaß beim Lesen des Gesprächs. Am Ende findet Ihr noch einige Links rund um Prometheus Games und dessen Projekten.
Das Gespräch
Frage 1: Moin Christian, moin Marcel! Es freut mich, dass ihr dem Gespräch zugestimmt habt. Doch bevor ich mit den eigentlichen Fragen beginne, stellt euch doch eben bitte kurz einmal vor. Wer seid ihr und was macht ihr so? Erzählt doch mal ein wenig über euch.
Christian: Hallo Mirco, gerne. Beruflich bin ich einer der beiden Gründer von Prometheus Games und derzeit sowas wie unser Geschäftsführer und Teil der Verlagsleitung. Glücklicherweise fallen die administrativen Arbeiten aber immer mehr an meinen Kollegen Sascha. Privat bin ich in diesem Jahr irgendwie 40 geworden, also durchaus schon eine Weile “im Geschäft”. Nach der Geburt meiner zweiten Tochter Anfang des Jahres, pendle ich derzeit ständig zwischen Wickeltisch und Laptop, treibe den Ausbau unserer Romansparte voran oder schreibe selbst eifrig an dem Rollenspiel Elyrion.
Marcel: Hallo Mirco. Vielen Dank für die Anfrage. Ich bin Marcel, 33 Jahre alt, und einer der beiden Gründer von Prometheus Games. Geboren und aufgewachsen bin ich in Duisburg, im schönen Ruhrgebiet. Nach dem Abitur habe ich mich an einem Studium in technischer Informatik versucht, welches ich aber ohne Abschluss beendet habe. Mir war aber klar, dass das Feld genau das Richtige für mich ist, also habe ich mir eine Ausbildung in dem Bereich gesucht besucht, und auch gefunden. So kommt es, dass ich seit nun fast 10 Jahren als Anwendungsentwickler in Oberhausen am Tag Nullen und Einsen durch die Gegend schubse. Und am Abend wache ich dann über die Straßen Gothams … ähh arbeite ich für Prometheus Games. Dort bin ich für die technische Administration aller Webseiten zuständig, entwickle individuelle Lösungen wie beispielsweise bspw. Plugins für den Onlineshop oder das verwendete Blogsystem der Webseiten, beantworte alle Mails zu Crowdfundings, werte die CF-Umfragen aus, und wenn es die Zeit erlaubt schreibe, übersetze und lektoriere ich.
Frage 2: Wow, das ist nicht schlecht. Ihr beide seid ja die Gründer von Prometheus Games, der sich in all den Jahren zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Rollenspielszene entwickelt hat. Ich persönlich kann und möchte euren Verlag in der Szene nicht mehr wegdenken. Wann genau habt ihr Prometheus Games gegründet und was waren damals eure Ambitionen dazu?
Christian: Prometheus Games haben wir 2007 gegründet, und zwar aus dem Bedürfnis heraus eine Heimat für Elyrion, unser eigenes Rollenspiel, zu finden. Die Entwicklung des Spiels begann im Herbst 2006 und wie die meisten Homebrew-Autoren waren wir mit dem kaufbaren Spielmaterial unzufrieden und wollten alles besser machen als die damals aktiven Verleger. Überschwang der Jugend halt.
Marcel: Danke für die Blumen. 🙂 Angefangen hat das bei uns wie bei so vielen in der Szene: Wir waren zusammen in einer Rollenspielrunde. DSA, natürlich. Totale Immersion. Ausformulierte Briefe der Helden an Familienmitglieder, Liedgut „aventurisiert“, das volle Programm. Und, natürlich, auch Hausregeln. Zu der Zeit haben wir täglich via ICQ (Alterscheck für die Leser 😉 ) uns über die Runde ausgetauscht, bis es dann am Wochenende ans Spielen ging. Irgendwann in 2006 hat Christian mir dann die ersten Ideen zu Elyrion erzählt, und ich war Feuer und Flamme. Von da an gab es noch mehr ICQ-Sessions, noch öfter persönliche Treffen und austauschen und schreiben, schreiben, schreiben.
Elyrion war eigentlich als Projekt für unsere Spielgruppe gedacht. Aber nachdem immer mehr Material zusammenkam, reifte bei uns beiden immer mehr die Idee, oder der Traum, Elyrion tatsächlich als Buch zu veröffentlichen. Und naiv, wie wir damals waren, haben wir uns einfach rein gestürzt. Stand auf der SPIEL und ab dafür. 🙂
Frage 3: Ich kann mich noch sehr lebhaft daran erinnern, wie ich Euch das erste Mal, ich glaube es war 2006 oder so, auf der SPIEL in Essen getroffen habe. Dort hattet ihr einen kleinen Stand, an dem Ihr das besagte Rollenspielsystem „Elyrion“ angeboten hattet habt. Nun haben wir 2016, also 10 Jahre später, und der Verlag ist gewachsen und das Sortiment wurde merklich erweitert. Hattet ihr damals mit so einem Erfolg gerechnet?
Christian: Naja, zuerst ging es ja gar nicht darum, einen erfolgreichen Verlag zu führen. Elyrion und Ratten! liefen dann aber so verdammt gut, dass wir direkt die Bodenhaftung verloren und dann natürlich direkt eine Bauchlandung hingelegt haben. 2009, knapp zwei Jahren nach unserer Gründung, haben wir schon pro Monat ein Buch veröffentlicht. Scion Demigod war damals unser Highlight für die SPIEL und irrsinnig teuer in der Produktion. Die Verkaufszahlen auf der Messe lagen dann irgendwo im einstelligen Bereich und 2010 war der Verlag dann faktisch am Ende. Um den Bogen zur Frage zu schlagen: Eine kurze Zeit dachte ich, dass wir mega erfolgreich werden, dann dachte ich lange, dass wir alle im Armenhaus landen und nun glaube ich langsam wieder an einen langfristigen Erfolg, ja. 🙂
Marcel: Es war die SPIEL 2007. 🙂 Nächstes Jahr ist 10-jähriges. Es war so cool damals, mit meinem eigenen Buch als Aussteller auf dieser Mega-Veranstaltung die zu sein, die man vorher immer nur als Besucher mitgemacht hat. Natürlich hatten wir Vertrauen in Elyrion als Setting, aber mit einem solchen Erfolg hatte ich damals nie und nimmer gerechnet. Es war unsere allererste SPIEL, nur ein Buch am Stand, aber die Demorunden waren immer voll, und das Feedback war größtenteils positiv. Ist schon ein enorm cooles Gefühl gewesen.
Und wie schnell es danach weiterging. Ein halbes Jahr später zur RPC kam Elyrion 1.5, und wir hatten Ratten! Als Neuheit am Stand. Ein Jahr später kam Savage Worlds dazu. Mittlerweile gibt es mehrere Savage Worlds Settings auf Deutsch, es kamen noch andere Projekte wie NOVA, Barbaren!, Funky Colts und Los Muertos dazu, und Romane veröffentlichen wir mittlerweile auch. Nein, vor 10 Jahren habe ich nicht annähernd mit einer solchen Entwicklung gerechnet.
Frage 4: Leute, die ihr Hobby zum Beruf machen, genießen bei mir großen Respekt. Und wenn das Ganze dann auch noch langfristig erfolgreich ist, freut mich das natürlich umso mehr. Prometheus Games ist ja als der „Savage Worlds“ Verlag bekannt. Wenn ich nicht falsch liege, dann seid ihr es gewesen, die das Spiel erstmals auf Deutsch herausgebracht haben. Aber korrigiert mich gern, wenn ich da falsch liegen sollte. Wie schaut es in der Zukunft bei Prometheus Games aus, wird „Savage Worlds“ nach wie vor eine sehr wichtige Rolle bei Euch spielen?
Christian: Definitiv. Wir haben in diesem Jahr drei Crowdfunding-Kampagnen für die deutschen Regelbücher und Settings durchgeführt und arbeiten nicht nur an Ergänzungen für die bislang erschienenen Settings, sondern auch an derzeit drei neuen Settings. Also ja, Savage Worlds wird bei uns auch in den nächsten Jahren noch eine zentrale Rolle einnehmen. Derzeit läuft mit Deadlands:Reloaded aktuell übrigens die vierte Crowdfunding-Kampagne. Das Jahr war also schon recht „savage“.
Marcel: Da liegst du völlig richtig. 🙂 Hatte ich weiter oben ja schon angesprochen. Und ja, Savage Worlds wird weiterhin eine große Rolle im Verlag spielen. Wir haben da einige Settings aktuell in der Pipeline, Deadlands:Reloaded haben wir ja gerade erst mit der laufenden Crowdfunding-Kampagne als nächstes Setting bekannt gegeben. Und nächstes Jahr geht es natürlich im gleichen Tempo, oder vielleicht noch ein bisschen schneller weiter. Die deutsche Savage-Worlds-Community hat denke ich einige spannende Jahre vor sich.
Frage 5: Die Zeiten ändern sich und bleibt auch in der Rollenspielszene natürlich nicht stehen. Mittlerweile werden immer mehr Projekte über sogenannte Crowdfundings realisiert. Mit Kickstarter und StartNext gibt es dazu große Plattformen. Ich selbst bin ein großer Fan von dieser Sache und habe in der Vergangenheit bereits mehrere Projekte unterstützt. Auch Ihr beziehungsweise Prometheus Games nutzt ja ganz aktiv diese Möglichkeit, bezeichnet diese Crowdfundings allerdings als „Fanfinanzierungen“. Jedoch habt Ihr Euch für eine eigene Plattform entschieden, statt eine der großen zu wählen. Mögt ihr verraten warum? Wäre mit Kickstarter oder StartNext die Wahrscheinlichkeit vielleicht nicht gar höher, ein größeres Publikum zu erreichen?
Christian: Kickstarter ist eine fantastische Plattform und für internationale Projekte unentbehrlich. Ich würde sogar soweit gehen, dass die Plattform aufgrund der Größe des englischen Marktes recht alternativlos ist. Allerdings sind die Gebühren auch nicht gerade gering und man ist an die Vorgaben der Plattform gebunden. Die Zahlung per Banküberweisung ist dort beispielsweise nur für Beträge bis 250 Euro möglich. Da der deutsche Markt deutlich kleiner ist und wir als Firma auch schon einige Jahre bekannt sind, haben wir gehofft, die notwendige Reichweite auch mit einer eigenen Plattform generieren zu können. Schlussendlich hat das wohl geklappt.
Marcel: Zur Zeit der ersten Fanfinanzierung, damals noch ohne Plattform, waren Kickstarter aus Deutschland noch gar nicht möglich. Das ist ja eine relativ neue Entwicklung. Wir haben uns damals aber für die eigene Plattform entschieden um insgesamt mehr Kontrolle zu haben, und auf Feedback der Unterstützer einzugehen. Es gab ja schon einige Fälle, wo Kickstarterprojekte, auch im Spielebereich, von Kickstarter einfach beendet wurden. Ohne große Erklärung. Und ich meine, es war im Crowdfunding für die Savage Worlds Kompendien, wo wir nach Feedback zwei Addonstufen angepasst hatten. Das wäre bei KS und StartNext nicht so ohne Weiteres möglich gewesen.
Was die Reichweite angeht: Für deutsche Projekte sehe ich uns und unser Marketing da ganz gut aufgestellt. Für englische Projekte wiederum würde ich auf jeden Fall auf KS zurückgreifen, was ja mittlerweile auch aus Deutschland möglich ist. Die Reichweite im englischsprachigen Markt ist bei KS einfach immens hoch.
Frage 6: Auch ich habe bei Euch das ein oder andere Projekt unterstützt. Was ich gerne gemacht habe und immer wieder tun würde. In der Vergangenheit wurde jedoch immer mal wieder Kritik über Eure Crowdfundings laut. Anscheinend sind einige Projekte noch immer nicht beziehungsweise nicht vollständig realisiert worden. Hier seien einmal „Elyrion“ und „The Dresden Files“ genannt. Was ist da passiert? Mögt Ihr ein wenig darüber erzählen?
Christian: Puh, das im Einzelnen zu erklären, würde wohl den Umfang des Interviews sprengen. Einige Dinge möchten wir auch schlicht nicht erzählen, weil wir der Meinung sind, dass Streitigkeiten zwischen Geschäftsleuten interne Angelegenheiten sind und nicht in die Öffentlichkeit gehören. Kurz zusammengefasst kann man aber sagen, dass wir bei Elyrion den Fehler gemacht haben, das Crowdfunding vor der kreativen Arbeit durchzuführen, also bevor alle Texte fertig vorlagen. Der Schwachpunkt jeder Produktion ist halt der kreative Schaffensprozess und hier hat es uns voll erwischt, bzw. habe ich das persönlich nicht ernst genug genommen. Die Verzögerungen hier, gepaart mit den bei Großprojekten üblichen kleineren und größeren Katastrophen, führen nun zu der leider sehr langen Wartezeit. Wir müssen das also voll auf unsere Kappe nehmen. Bei den Dresden Files gestaltet sich das allerdings komplett anders. Wir hatten die Feder&Schwert GmbH mit der Umsetzung des Projekts beauftragt und waren schließlich gezwungen, den Vertrag zu kündigen. Kurz darauf wurde die Firma dann an Patric Götz vom Uhrwerk Verlag verkauft, sodass wir eine gütliche Einigung finden konnten. Dennoch war das ein herber Schlag. Wir hatten nach gut 6 Monaten nichts in der Hand und mussten komplett von vorne beginnen. Von dem finanziellen Verlust gar nicht erst zu reden. Allerdings haben wir auch daraus nun gelernt. So ein Fehler passiert uns sicherlich kein zweites Mal.
Marcel: Elyrion geht ganz klar auf unsere Kappe. Wir haben den Aufwand der Überarbeitung und die Zeit, die das in Anspruch nimmt, schlicht deutlich unterschätzt. Plus, durch das Wachstum des Verlags in den letzten Jahren ist natürlich mehr Zeit dort gebunden, die wir dann nicht zum Schreiben haben. Und so Dinge wie Familienzuwachs kamen natürlich auch noch dazu. Aber genau deshalb ist es bei neueren Kampagnen (Symbaroum, Nebula Arcana, Rippers, auch Deadlands: Reloaded) so, dass zu Beginn der Kampagne die Texte zum Großteil oder komplett vorhanden sind. Die kreative Arbeit ist also zum Großteil schon getan, und der Aufwand lässt sich deutlich besser abschätzen.
Zu den Dresden Files werde ich mich nicht äußern, da hat Christian alles gesagt.
Frage 7: Hui, das waren aber eine Menge Informationen gerade. Zunächst vielen Dank für die Ausführlichkeit bei diesem Thema. Jetzt komme ich aber noch einmal auf „Elyrion“ zurück. Auf das „Savage Worlds“ Setting bin ich auch schon sehr gespannt. Schließlich kenne ich das Spiel noch als „eigenständiges“ Rollenspielsystem. Ist denn schon abzusehen, wann das Projekt realisiert wird?
Christian: Aktuell schreibe ich beinahe jeden Tag daran und ich hoffe, dass wir spätestens zur RPC im nächsten Jahr die gedruckten Bücher in den Händen halten werden. Da ich mich in der Vergangenheit allerdings oft genug an Veröffentlichungsterminen verbrannt habe, nimm das aber bitte nur als grobe Schätzung. Derzeit diskutiere ich mit Melanie Philippi das neue Artwork und bereite die Bildbeschreibungen vor. Wir sind schon recht weit aber trotzdem. Ich kann aber versprechen, dass die Warterei sich lohnen wird.
Marcel: Die Texte nehmen immer mehr finale Form an. Da kann Christian aber mehr zu erzählen. Wir haben uns mit Nennen von Deadlines schon öfter die Finger verbrannt, also bleibe ich mal ominös bei 2017. Erstes Halbjahr.
Frage 8: Euer jüngstes Crowfunding-Projekt „Nebula Arcana“ ist auch erfolgreich finanziert worden. Erst einmal herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle von meiner Seite. Anfangs schien das Projekt jedoch etwas schwerfällig angelaufen zu sein, was die Unterstützung der Fans angeht. Meint ihr, dass das eventuell mit den vorherigen Crowdfunding-Projekten und dem Unmut einiger Fans zu tun haben könnte?
Christian: Das ist sicherlich ein Faktor. Wir leben ja angeblich in einem postfaktischen Zeitalter und mittlerweile scheint das auch in der Rollenspielszene angekommen zu sein. Ich bekomme Mails, in denen mir Spieler vorwerfen, dass sie seit 4 Jahren auf Produkte warten, obwohl das Crowdfunding dazu erst zwei Jahre zurückliegt. Oder Produkte einfordern, die sie nie gekauft haben. Das geht sogar soweit, dass unsere eigenen Mitarbeiter verunsichert sind oder wir Drohungen per Mail oder Facebook erhalten. Auf der SPIEL meinte einer unserer Übersetzer, dass er sich schämt, weil Dresden Files nun schon ein Jahr Verspätung hat. Zur Erinnerung: Angepeilt war Mai 2016 als Erscheinungstermin und die SPIEL ist im Oktober gewesen. Vielleicht irre ich mich aber auch und der November ist einfach ein schlechter Monat für Crowdfundings. Ich habe gehört, dass andere Projekte in dem Monat ebenfalls eher schleppend gelaufen sind oder sogar gar nicht finanziert wurden. Schlussendlich darf man aber auch nicht vergessen, dass das Angebot immer größer wird und die Spieler nicht alles unterstützen können. Und dann bleibt ja auch noch die Möglichkeit, dass wir ein Projekt klasse finden, die Backer aber eben nicht.
Marcel: Dankeschön. 🙂 Ich denke, es war ein Faktor, ja. Aber ein nicht so großer. Bei dem Projekt spielte glaube ich eher mit rein, dass die SPIEL in Essen in den Finanzierungszeitraum fiel. Zu Zeiten, als wir noch den Spieleladen in Oberhausen hatten, haben wir dort auch gemerkt, dass im Oktober, eigentlich auch schon im September, Leute auf die SPIEL hin sparen und dort ihr Geld ausgeben. Die Entwicklung der zu dem Zeitpunkt oder sogar aktuell noch laufenden Crowdfunding-Projekte anderer Verlage lassen diesen Schluss zu.
Zusätzlich muss man sagen, dass wir relativ wenig Werbung über unsere Webseite und die sozialen Medien gemacht haben. Zum Ende hin haben wir dort angezogen, und das Projekt damit auch. Da lässt sich denke ich ein Zusammenhang ableiten. Und dann sagt Urban Fantasy vielleicht auch nicht so vielen Leuten zu wie zum Beispiel z.B. klassische EDO-Fantasy. Zumal wir mit den Dresden Files schon eine starke Marke in dem Bereich anbieten.
Frage 9: Ihr habt mittlerweile eine weitere Perle unter den Pen & Paper – Rollenspielen in eurem Sortiment: „Symbaroum“. Das Crowdfunding war ja ein voller Erfolg und demnächst soll das Regelwerk als Buch bei Euch erscheinen. Werdet Ihr Euch in Zukunft auch vermehrt Symbaroum widmen und weiteres Material herausbringen? Wie sieht es denn da mit der Lizenz aus, besteht die Möglichkeit, dass Ihr auch eigenes Material herausbringen dürft?
Christian: Symbaroum wird neben Savage Worlds unsere neue Kernlinie. Die nächsten beiden Bücher sind bereits übersetzt und wir arbeiten daran, die Linie so schnell wie möglich zu ergänzen. Eigene Produkte sind derzeit allerdings noch nicht geplant.
Marcel: Wir freuen uns riesig über den Erfolg von Symbaroum in Deutschland. Es war ein wenig abzusehen, oder habe es mir zumindest erhofft, da es in Schweden und im englischsprachigen Raum für ziemlich Aufsehen gesorgt hat. Aber gefreut habe ich mich trotzdem. Es wird auf jeden Fall mehr Material geben, Järningen legt da ja auch ein ziemliches Tempo vor. Ebenfalls Crowdfunding unterstützt.
Frage 10: Machen wir einen Schwenk zu einem anderen Rollenspiel. „NOVA“ feiert dieses Jahr 10-jähriges Jubiläum. Wow, das ist eine wahrlich klasse Leistung für das Spiel und es erfreut sich anscheinend eine immer größer werdende Beliebtheit. Zu „NOVA“ sollte es doch auch eine „Savage Worlds“ Adaption geben, oder? Wie ist denn hier der genaue Stand der Dinge?
Christian: NOVA hatte aufgrund seines gewaltigen Umfangs und der Tatsache, dass es Science-Fiction ist, anfänglich einen schweren Stand aber mittlerweile gibt es einen großen Haufen an Zusatzmaterial und die Spielerschaft wächst mit jedem Jahr. Was Daniel da geschafft hat, dazu noch fast im Alleingang, ist wirklich unglaublich. Er lebt und brennt für sein Spiel, wie ich das selten bei einem Autor erlebt habe und ich freue mich riesig für ihn, dass er nun so einen Erfolg hat. Im Grunde verdanken wir Daniel und NOVA sogar die Existenz von Prometheus Games. Als wir die Firma 2007 gründeten, brauchten wir für die Bank einen Businessplan. Da weder Marcel noch ich aus dem kaufmännischen oder wirtschaftlichen Bereich kommen, hatten wir keinen Plan, wie wir das anstellen sollten. Es gab da aber einen, uns damals unbekannten, jungen Rollenspielautor, der als Teil einer Studienübung einen Businessplan für sein Rollenspiel NOVA geschrieben und online gestellt hat. Falls Daniel das hier liest: Du bist das schuld!
Marcel: 10 Zehn Jahre ist sind eine absolute Glanzleistung von Daniel und seinem Team. NOVA ist so ein großartiges, dichtes, wunderbares Setting. Und auf Cons richtig populär. Auf der FeenCon, der NordCon und der DreiechCon sind alle Runden immer voll. Immer toll anzusehen. Es ist unfassbar, was Daniel dort aufgebaut hat.
Auch bei NOVA kann sich die Community in den nächsten Jahren auf Einiges freuen. Daniel strotzt nur so von Ideen. Und ja, es wird aktuell an einer Conversion gearbeitet, deren Beta auch öffentlich zur Verfügung gestellt werden wird.
Frage 11: Kommen wir zur nächsten Frage. Das Jahr 2016 geht mit rasenden Schritten dem Ende entgegen und 2017 steht bereits in den Startlöchern. Was ist denn im kommenden Jahr bei Euch alles so geplant. Ihr habt schließlich so viele tolle Spiele im Sortiment, da muss es doch 2017 die ein oder andere Veröffentlichung geben? Nun bin ich wirklich neugierig, also schießt los.
Christian: In 2017 werden wir die bereits begonnenen Projekte entweder abschließen oder fortführen. Ich spare uns mal, das hier alles aufzuführen. Ein Blick auf unsere Website reicht da wahrscheinlich aus. Wir werden uns 2017 aber vor allem auf Savage Worlds und Symbaroum konzentrieren. Für Savage Worlds stehen vor allem Beasts & Barbarians, 50 Fathoms und noch das ein oder andere Setting auf dem Plan, zu dem ich noch nichts sagen kann/möchte/soll.
Marcel: Die Katze ist ja jetzt schon aus dem Sack. Ein großes Thema für uns nächstes Jahr wird natürlich Deadlands: Reloaded. Ja, es kommt endlich. Als weiteres Savage Worlds Setting steht ebenfalls 50 Fathoms an. Und vielleicht noch die eine oder andere Überraschung. 🙂
Für Hellfrost wird es natürlich auch weiteres Material geben. Ansonsten werden natürlich auch die Bücher und das zusätzliche Material aus den diesjährigen Crowdfundings erscheinen, wie z.B. zum Beispiel die Paranet Papers für Dresden Files und das Spielerhandbuch für Symbaroum.
Und dann haben wir da noch einen weiteren ziemlichen Setting-Knaller im nächsten Jahr. Und ich kann schon mal sagen, dass es kein Savage Worlds Setting ist. Natürlich wird es auch weiterhin Romane geben. Zum Beispiel weitere Romane in der Welt von Westrin, die nach der dreiteiligen „Imperium von Westrin“-Reihe noch lange nicht vollständig erkundet ist. Aber auch einige neue Romane. Das Jahr dürfte ziemlich spannend werden.
Frage 12: Es geht also fleißig weiter bei Euch. Das ist toll! Ihr seid ja auf vielen, unterschiedlichen Veranstaltungen anzutreffen. Ich nehme an, dass das auch 2017 wieder der Fall sein wird. Auf welchen Conventions/Messen werdet Ihr definitiv anzutreffen sein?
Christian: Aufgrund der Tatsache, dass wir vermehrt die großen Messen ansteuern, auch im belletristischen Bereich, leider nicht mehr auf so vielen kleinen Veranstaltungen, wie wir uns das selbst wünschen würden. An reinen Rollenspielveranstaltungen werden wir in 2017 leider nur die NordCon und die RPC besuchen. Ihr könnt uns aber auch auf der SPIEL, der Leipziger und der Frankfurter Buchmesse und einigen weiteren Veranstaltungen treffen.
Marcel: Da wir auch einige Termine im nächsten Jahr zur Präsentation der Romane einplanen müssen, sind es nicht mehr so viele wie dieses Jahr. Aber auf RPC und SPIEL werde ich auf jeden Fall sein. Dazu auf der BuCon in Dreiech, die wie immer parallel zur Frankfurter Buchmesse stattfindet. Vielleicht schaffe ich es zur NordCon, ist aber noch nicht 100% sicher. Leipziger Buchmesse und Stuttgarter Spielemesse stehen nächstes Jahr auch auf dem Programm, allerdings nur als Besucher beziehungsweise um mal „Hallo“ zu sagen. Genauso wie die FARK.
Frage 13: Habt ihr auch hauseigene Veranstaltungen, wie zum Beispiel einen Stammtisch oder so?
Christian: Ja, aber eher sporadisch.
Marcel: Wir haben einen, recht unregelmäßigen, Stammtisch im Louisiana im Oberhausener CentrO. Meistens so einmal im Quartal. Der Termin wird über unsere Facebook-Seite bekannt gegeben.
Frage 14: So Jungs, ihr habt es fast geschafft. Bisher habt ihr Euch wirklich wacker geschlagen. Die schwerste Frage kommt jetzt aber erst. Kennt ihr meinen Blog – Kabinett des Wahnsinns – und lest Ihr den regelmäßig beziehungsweise ab und an auch? Und darf ich fragen, wie Ihr auf diesen aufmerksam geworden seid?
Christian: Die Antwort kennst du ja eigentlich schon. Ich weiß das gar nicht mehr genau aber ich vermute, ich bin über Facebook auf deinen Blog aufmerksam geworden. Die positive Atmosphäre hat mich direkt angesprochen und mittlerweile gehört dein Blog zu den Pflichtstationen auf meinem Web-Rundgang. 🙂
Marcel: Ich kenne ihn natürlich, muss aber gestehen, dass ich nur ab und an zum Lesen komme. Die Artikel gefallen mir aber immer sehr gut. Mir gefällt, dass du an jedes Thema mit einer positiven Grundhaltung herangehst. Und die Leidenschaft fürs Hobby strahlt halt zwischen den Zeilen richtig durch. Aufmerksam geworden bin ich über Twitter. Kurzer Dienstweg sozusagen. 😉
Frage 15: Ihr habt es geschafft! Jetzt seid ihr an der Reihe. An dieser Stelle könnt ihr ein paar Worte an die Leserinnen und Leser richten. Also zögert nicht, sondern schießt los, Jungs!
Christian: Rollenspiele sind ein wundervolles Hobby, vergesst das bei allen Diskussionen rund um Spielsysteme, Crowdfundings und Regeln nicht und genießt es! Die Abenteuer sind es, an die ihr euch später erinnern werdet, nicht irgendwelche Diskussionen.
Marcel: Ich lasse keine Möglichkeit dazu aus, also auch diese nicht. 🙂 Vielen herzlichen Dank an die Community. Ohne euch enthusiastischen, kreativen, engagierten Leuten würde unsere Arbeit nicht annähernd so viel Spaß machen. Ja, manchmal schlagen wir uns (natürlich nur bildlich) die Köpfe ein, aber das Feedback und das ganze Gefühl in der Community möchte ich nicht missen. Vielen Dank Mirco für die Interviewanfrage. Sehr schöne Fragen und es hat viel Spaß gemacht, sie zu beantworten.
Bleibt mir eigentlich nur zu sagen: „There is no point in being grown-up, if you can’t be childish sometimes.“ In diesem Sinne, auf schöne Spielabende. Nehmt euch Zeit fürs Spielen, und habt Spaß.
Abschluss
Lieber Christian, lieber Marcel, zunächst vielen lieben Dank für das Gespräch. Ich denke mal, dass da einige Informationen dabei sind, die die Leserinnen und Leser interessieren dürften. Ich jedenfalls hoffe, dass es mit Prometheus Games auch in Zukunft erfolgreich vorangehen wird. Wir werden uns sicherlich auf einigen Conventions/Messen über den Weg laufen und ein paar Worte wechseln. Spätestens auf dem NordCon 2017 sollte das sein.
So Leute, wenn Ihr mehr über Prometheus Games und dessen Projekte erfahren möchtet, dann schaut Euch unbedingt die Verlagsseiten an. Die entsprechenden Links findet Ihr weiter unten.
Euer SteamTinkerer
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